Keinen CSD mit Nazis!

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queergestellt! stellt sich seit Jahren entschlossen gegen “pro Köln”: zum Europride 2002 hatte “pro Köln” zu einer Mahnwache “Wider den Werteverfall” aufgerufen. Das konnte durch die von queergestellt! organisierte Bündnis-Demo verhindert werden.

2013 gab es zwar letztlich eine Art Szene-Konsens, “pro Köln” auf dem CSD tatsächlich zu blockieren. Die Diskussion zeigte aber auch, dass vielen eine opportune Medienwirksamkeit wichtiger ist als den Auftritt einer rassistischen und sexistischen Partei in den Straßen real zu verhindern.

Unser Standpunkt ist klar: “pro Köln” läuft nicht durch die Straßen, weder am CSD noch an einem anderen Tag!

Zur Rolle des KLuST und der LGBT-Community im Umgang mit “pro Köln”

2013 hat “pro Köln” letztlich einen Rückzieher gemacht. Auch das ist nicht neu: mit ihrem Protest gegen den Europride 2002 lief es genau so (siehe weiter unten). Daran sehen wir aber auch, wie demagogisch diese “Partei” zu Werke geht, und dass leider jederzeit mit einem rassistischen Comeback zu rechnen ist. Und dafür gibt es Gründe, die in der Mitte unserer Gesellschaft und mitten in unserer Community zu verorten sind. Nicht nur, dass wir in Teilen der LGBT-Community eine klare politische Abgrenzung nach rechts vermissen, einige bieten dem Rassismus sogar noch eine Bühne oder springen gleich selbst auf den islamophoben Zug mit auf. Aus diesem Grund haben wir Anfang Juni diese Stellungnahme veröffentlicht, die auch jetzt noch volle Gültigkeit behält:

“Der CSD ist unser Tag! Mit ihm erinnert die LGBT-Community an die mehrtägigen Straßenschlachten in der Christopher Street in New York von 1969. Nach andauernder Unterdrückung und diversen Razzien durch die Polizei reichte es den Schwulen, Lesben und Tunten und sie schlugen zurück. Der Startschuss für eine emanzipierte Schwulen- und Lesbenbewegung war mit Gewalt geboren.

In Köln wird die Parade seit 1991 vom KLuST (Kölner Lesben und Schwulen Tag) organisiert. Wir vom Bündnis queergestellt haben uns seit unserer Gründung 2001 immer am Kölner CSD und dem KLuST gerieben. Kritisiert haben wir die Kommerzialisierung der Parade und die anbiedernde Haltung gegenüber der heterosexuellen Normgesellschaft. Auch haben wir immer wieder die fehlende politische Abgrenzung des KLuST nach rechts kritisiert.

Zu nennen wären da z.B.:
2007 veröffentlicht der KLuST eine Karikatur, die eine Übersicht über die Homo-Rechte in Europa zeigt und auf der der damalige Präsident Polens als primitiver Höhlenmensch gezeigt wurde. Diese entwürdigende Darstellung von Menschen findet sich sonst nur in der Propaganda der extrem Rechten. Die Karikatur befindet sich im übrigen immer noch auf der KLuST-Homepage.

Als Protest gegen den CSD/Europride 2002 kündigt „pro Köln“ eine „Mahnwache wider den Werteverfall“ an. Der KLuST kommt nicht über wirkungslose Verlautbarungen hinaus. Zur Absage der „pro Köln“-Mahnwache führt dann eine von queergestellt organisierte Kundgebung.

Im CSD-Programmheft 2004 finden sich an die Kölner Stadtratsfraktionen verschickte Fragebögen. Unkommentiert abgedruckt wird auch die Antwort von „pro Köln“. Der KLuST behandelt also „pro Köln“ nicht nur als eine ganz normale Partei, sondern verbreitet sogar ihre Statements.

Dass „pro Köln“ zuletzt glaubte, an der CSD-Parade teilnehmen zu können, kann als logische Konsequenz darauf gesehen werden, dass der KLuST seit jeher keinen klaren Standpunkt vertritt. Wer sich nicht klar von der extremen Rechten abgrenzt, sondern ihr sogar Anknüpfungspunkte bietet, darf sich nicht beschweren, wenn diese dann von „pro Köln“ genutzt werden.

Wir erwarten, dass sich der KLuST und die LGBT-Szene auch nach dem Rückzieher von ProKöln aktiv gegen den aktuell wieder grassierenden Rassismus positionieren. Die verbreitete Angst vor „Armutszuwanderung“ ist kein Resultat der Propaganda der extremen Rechten. Dieser Rassismus kommt aus der Mitte der Gesellschaft und ist auch in der LGBT-Community weit verbreitet. Vom KLuST ist hierzu genauso wenig zu hören wie zur markt-radikalen Unterscheidung zwischen „nützlichen“ und „unnützen Ausländern“.

Die penetrant-einseitige Fixierung des KLuSTs auf die Homo-Ehe haben wir schon immer für falsch gehalten, da dies nur einen Teil der Szene repräsentiert. Für queergestellt gilt daher nach wie vor:

Nicht die bürgerliche Mitte kann das Ziel sein, sondern eine freie Gesellschaft ohne Unterdrückung. Wir werden uns daher „pro Köln“ entschlossen entgegenstellen, ob mit oder ohne den KLuST.

Wir bleiben kompromisslos.
Keinen Fußbreit den Faschist_innen.
Keine falsche Toleranz.

gez.:
queergestellt

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