Im Jahr 2007 haben wir es wieder mal selber gemacht – aber warum – hier steht’s:
Wir haben uns für das “selber machen” des CSD und demonstrativ gegen die Teilnahme an der Parade des Kölner Lesben und Schwulentages (Klust) entschieden, weil wir uns in deren Konzept und Motto nicht wiederfinden.
Wie vielen anderen ging uns schon in den letzten Jahren das unerträgliche Lied von der Homoehe auf die Nerven. Dieses Jahr haben sich die KLUST-VeranstalterInnen eine Zeichnung als Logo gegeben, das auf biologistische Weise angebliche Entwicklungsstadien einzelner europäischer Länder in Sachen Homorechte darstellen soll und am Ende doch nur den polnischen Präsidenten als Affen zeigt und so Erinnerungen an Zeiten wach ruft, als Polen schonmal von deutscher Seite als Untermenschen abgewertet wurden. Die Entscheidung, diese rassistische Scheiße nicht mitzumachen, ist also gegen die VeranstalterInnen, nicht jedoch gegen alle daran teilnehmenden Gruppen gerichtet.
Zur ursprünglich geplanten Teilnahme des Paschas am CSD:
Sex gegen Geld ist ein Zwangs- und Gewaltverhältnis, das aus den kapitalistischen und patriarchalen Bedingungen unserer Gesellschaft resultiert. Menschen, die ihren Körper aus ökonomischen Zwang verkaufen müssen, sind der übelsten Form von Ausbeutung ausgesetzt. Bordellbetreiber bereichern sich am gekauften Sex, der nichts anderes als Vergewaltigung ist.
Das Pascha wollte den KLUST mit Geld unterstützten, das es zuvor den Prostituierten entrissen hatte. Dies als Wohltat zu verkaufen, ist eine Verhöhnung der Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter.
Gegen die Beteiligung des Paschas am CSD zu sein bedeutet, sich mit den Prostituierten zu solidarisieren und ihren Ausbeutern kein Forum zu geben
Maria lass ab – oder eine kritische Rede zur katholkischen Kirche am Maria-Ablass-Platz:
Während wir das Recht auf Religionsausübung durchaus würdigen, richtet sich unsere Kritik gegen die Institution in ihrer autoritären und intoleranten, frauenfeindlichen und homophoben Form, zu deren Repräsentant auch der Papst als Popstar gehört. Die repressive Grundhaltung offenbart sich bspw. bei den Positionen zu Homosexualität und zur Gleichstellung der Frau.
Den Menschen, die im christlichen Glauben die befreiende Botschaft erkennen, wie sie sich z.B. in der Befreiungstheologie manifestiert, werden -u.a. in Südamerika- von der autoritären Kirche als marxistisch verfolgt und bekämpft
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Der repressive und gewalttätige Charakter der katholischen Kirche äußert sich auch durch die Schaffung eines homophoben Klimas in Ländern wie Polen. Religiös motiviert werden Lesben, Schwule und Transgender immer wieder gewaltsam attackiert. Während Kardinal Meisner, der auf eine verhöhnende Weise Abtreibung mit dem Holocaust gleichsetzt, gegen alles nicht Heterosexuelle hetzt.
Im Zeitalter der Globalisierung ist Religiösität auch als Ausdruck des ohnmächtigen, ausgebeuteten Individuums zu sehen. Nach dem Scheitern autoritär sozialistischer und nationalistischer Befreiungsbewegungen erhält die Religion so wieder Auftrieb. Das Gefühl der Überlegenheit, das den religiösen Fundamentalismus kennzeichnet, stellt dabei ein fast unüberwindliches Hindernis für Toleranz dar und trägt weltweit zur Unlösbarkeit bestehender Konflikte bei.
Der patriarchalen Ideologie der katholischen Kirche stellen wir eine eigene Vorstellung entgegen, wie ein gerechtes, selbstbestimmtes und gemeinschaftliches Leben organisiert werden kann und wen wir lieben wollen.
Wie ist die Befindlichkeit des Landes – eine Kritik an der Sicherheitshysterie der westlichen Welt:
Laut Statistik ist die BRD eines der sichersten Länder Welt. Das Vorgehen der Politik und der Polizei jedoch entspricht dem Gegenteil: Durch Biometrische Ausweise, Online-Durchsuchungen, Rasterfahndung, Lauschangriff etc. weitet der Staat seinen Einfluss auf Kosten der Freiheitsrechte seiner Bürger aus, während die Mehrheit der Bevölkerung wegschaut.
Aber gegen Terroranschläge wie jüngst in Großbritannien kann sich eine offene Gesellschaft auch mit dieser Aushöhlung der Bürgerrechte nicht absichern. Mittlerweile ist diese in Deutschland soweit vorangeschritten, dass selbst rechtlich gesetzte Grenzen der Verfassung überschritten werden. Als Beispiel sei hier der Einsatz von Aufklärungstornados und Kampfbombern über friedlichen Protestcamps vor Heiligendamm genannt.
Gerade im Umfeld der des G8-Gipfels zeigt sich der Staat von seiner repressiven Seite: Im Vorfeld wurde durch Schüren von Angst und der Kriminalisierung der Proteste ein Vorwand für den massiven Einsatz von Polizei und Bundeswehr geschaffen. Käfighaltung à la Guantanamo, Agent Provocateurs und die Manipulation der Medien sollen hier stellvertretend genannt werden.
In diesem Land, in dem brennende Autos zu Terrorakten und Seifenblasen zu Säureattacken hochstilisiert werden, sei an dieser Stelle erwähnt, dass der CSD eigentlich daran erinnert, dass sich 1969 Tunten in New York prügelnd und steineschmeißend erfolgreich gegen Polizeiwillkür zur Wehr gesetzt haben.