Dem wiederholt penetrant heiratswütigen offiziellen CSD-Motto Ja ich will setzt queergestellt! 2012 ein Ja, ich will was anderes entgegen: unter dem Motto echte Emanzipation ist viel toller lädt queergestellt! alle ein, die unsere Kritik teilen, mit uns und eigenen Ideen, Transparenten, Schildern oder einfach so… an einem emanzipatorischen Block im offiziellen CSD teilzunehmen!
Warum? Das beantwortet unser Aufruf:
Wir, die Gruppe queergestellt, werden auch dieses Jahr am Kölner CSD teilnehmen. Wir laden alle ein, die unsere Kritik teilen, mit uns und eigenen Ideen, Transparenten, Schildern oder anderem einen emanzipatorischen Block zu bilden.
Die mehrere Tage andauernden Kämpfe gegen die Polizei in und um die Christopher Street nach einer Razzia im Stonewall Inn 1969 waren ein emanzipatorischer Aufstand gegen gesellschaftliche und staatliche Gewalt. Der vom KLUST organisierte CSD in Köln, der sich vom Namen her auf diesen Akt des Widerstands und der Befreiung bezieht, ist jedoch zu einer Mischung aus Anbiederung an die herrschenden Verhältnisse und Kommerzveranstaltung verkommen.
Das zeigt sich, wenn der KLUST durch eine Charta, eigene Ordner_innen und Polizei die christliche Sittenlehre gewaltsam auf dem CSD durchsetzt, anstatt in einem diskursiven Prozess über sexuelle Befreiung Meinungen und Positionen auszutauschen. Der vorauseilende Gehorsam gegenüber Staat und Kirchen richtet sich gegen Teile der eigenen Bewegung.
Das zeigt sich, wenn Gruppen wie Justiz- und Polizeibedienstete, sowie die politischen Parteien unwidersprochen auf dem CSD mitgehen können. Diese Gruppen sind verantwortlich für die Abschottung vor und Abschiebung von Migrant_innen; sie sind verantwortlich für Gewalt gegen alle, die sich den Normen nicht beugen wollen; sie verkörpern die Verteidigung der bestehenden Verhältnisse und den Angriff auf jede emanzipatorische Bewegung.
Wir wollen uns nicht an bestehende Verhältnisse angleichen, sondern sie überwinden. Einige unserer Positionen sind:
– Hinterfragen und Überwinden aller Herrschaftsverhältnisse
– Gleichstellung aller Lebensformen – keine Privilegierungen mehr – weg mit Ehe und Lebenspartnerschaft
– weg mit Sexismus, Nationalismus und Rassismus – Freiheit und Gleichheit für alle Menschen weltweit
– absolute Trennung von Staat und Kirche – weg mit den religiös bestimmten Sittengesetzen – schluss mit dem Sonderstatus religiöser Gemeinschaften
– Befreiung verlangt soziale Gleichheit – Kapitalismus ist kein befreiendes, sondern ein unterdrückendes Prinzip – für eine soziale Revolution
Unser Auftreten auf dem CSD ist ein Statement für mehr Freiheit, Selbstbestimmung und Gleichheit. Wir wollen die Freiheit und Gleichheit der Vielfalt. Wir sind entschiedene Gegner_innen des Leistungs- und Kapitalprinzips, das auch in schwul_lesbischen Szenen vorherrschend ist und über das viele eine Akzeptanz suchen. Das produziert sog. sozial Schwächere, die dann aus vielen gesellschaftlichen Bereichen – auch aus schwul_lesbischen Szenen – ausgeschlossen sind.
Kommt am 8. Juli 2012 zum CSD Köln und nehmt an unserem emanzipatorischen Block teil. Wir treffen uns um 11:00 vor dem Bahnhof Deutz (Ottoplatz), traditionell mit Einkaufswagen. Eine Bitte: die Inhalte sollen im Vordergrund stehen und nicht durch identitäre Symbole in den Hintergrund geraten. Das bitten wir alle Organisationen und Gruppen, die an unserem Block teilnehmen, zu berücksichtigen. National- und Parteisymbole sind gänzlich unerwünscht.”
queergestellt im Mai 2012